Neidlinger Talent unter den besten 30 Deutschlands – Max Brauns Mannschaft mit Podestplatzierungen

Nach den Kreis- und Landesmeisterschaften folgten im August als Höhepunkt der Meisterschaftssaison die Deutschen Meisterschaften auf der Olympia-Schießanlage von 1972 in München.
Neben Max Braun und dessen Teamkollegen Bernd Fränkle und Colin Fix qualifizierte sich auch das Neidlinger Nachwuchstalent Cecilia Linaschke. Für Cecilia war der Start unter den besten Jugendlichen Deutschlands der Lohn für die fleißige Trainingsarbeit das ganze Jahr über. Nachdem sie im Vorjahr mit dem Luftgewehr am Start stand, durfte sie in diesem Jahr erstmals mit dem Kleinkaliber im Dreistellungskampf Erfahrung sammeln. Dass es am Ende im Dreistellungskampf sogar zu einer Platzierung unter den besten 30 Jugendlichen aus ganz Deutschlands reichen würde, war zuvor nicht absehbar. Doch das bestätigt Cecilias sensationelle Entwicklung – eine herausragende persönliche Weiterentwicklung und eine kollektive Unterstützung aus dem Umfeld.

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Für die 15 jährige begann der Tag früh. Nach dem Aufstehen um 5:30 Uhr im Hotel in München war sie zusammen mit ihrer Familie, Jugendleiter Matthias Braun und Markus Gräwe, der in den letzten Wochen intensiv das Training in den Teildisziplinen kniend und liegend geleitet hatte, bereits um 7:15 Uhr auf der Anlage in München. Nachdem alle Formalitäten im Vorfeld erledigt waren, erfolgte der Startschuss des ersten von insgesamt zwei Durchgängen um Punkt 8:00 Uhr. Anders noch als beispielsweise zu Beginn des Jahres bei den Kreismeisterschaften war keine übermäßige Nervosität bei Cecilia zu spüren. Nach dem Probeschießen begann sie ihren Wettkampf in der Teildisziplin kniend mit 95 von 100 möglichen Ringen. Ein sehr guter Auftakt für sie. Auch in der zweiten 10-Schuss-Serie lief es konstant gut weiter. Lediglich eine sieben beim 20. Schuss trübe die bis dato sehr starke Performance. Mit 187 Ringen lag Cecilia nach den ersten 20 Schuss auf einem hervorragenden 4. Platz. Zwar war das nur ein Zwischenergebnis aus einer Teildisziplin im ersten von zwei Durchgängen, doch allein schon die Tatsache so weit vorne zu sein begeisterte die mitgereisten Unterstützer aus Neidlingen. Die Schützin selbst blieb davon unbeeindruckt. Ganz im Gegenteil, in der einstigen Wackeldisziplin liegend, schoss Cecilia ebenfalls stark. Nach zwei weiteren Serien mit 97 und 96 Ringen lag sie sogar zwischenzeitlich auf Platz eins. Dass diese Platzierung nicht so bleiben würde, war allen Beteiligten klar, doch ungeachtet der Platzierung, die sich am Ende ergeben sollte, war die Leistung schlicht phänomenal. Cecilia schoss davon unbeeindruckt weiter. Auch im abschließenden Stehend-Anschlag blieb sie äußerst cool und abgeklärt wie ein alter Hase, der schon zig mal unter den besten Schützen Deutschlands bei einem Wettkampf teilgenommen hat. Nicht mal ein fremder Schuss auf ihrer Scheibe brachte sie aus dem Konzept. Als sie nämlich gerade ihren vorletzten Schuss abgeben wollte, landete urplötzlich ein fremder Schuss auf ihrer Scheibe. Eine Konkurrentin hat versehentlich nicht auf ihre eigene Scheibe, sondern auf die Scheibe ihrer Nachbarin geschossen. Ein Umstand der bei den engen Scheibenabständen in 50 Meter Entfernung immer mal wieder vorkommen kann. Das Regelwerk sieht in diesem Fall vor, dass der Schütze selbst den fremden Schuss der Aufsicht melden muss. Da Cecilia aber gerade gezielt hatte und den fremden Schuss folglich nicht selbst bemerkte, schoss sie weiter. Die Aufsicht konnte daher erst durch die Neidlinger Begleiter auf den fremden Schuss aufmerksam gemacht werden. Diese erklärten jedoch, dass ihnen aufgrund des Regelwerks die Hände gebunden seien. Äußerst bitter, da der fremde Schuss lediglich eine 5 bedeutete und damit Cecilias Ergebnis schmälerte. Da Markus jedoch die Gesamtleiterin des Wettkampfes gut kannte, trug er ihr die Situation erneut vor und konnte erwirken, dass Cecilia nach Abschluss des Durchgangs nochmals einen eigenen Schuss abgeben durfte. Mit einem Schusswert von 8, war das Ergebnis bedeutend besser als der fremde Schuss und Cecilia rangierte nach dem ersten Durchgang sensationell auf dem 8. Platz der besten weiblichen Schützen der Jugendklasse.
Da der zweite Durchgang qualitativ noch etwas besser besetzt war, wurde sie zum Ende hin noch auf den 30. Platz durchgereicht. Doch das sorgte bei weitem nicht für traurige Gesichter. Viel mehr überwog die überaus positive Leistung Cecilias, die unter fast 130 gestarteten jungen Mädchen einen hervorragenden 30. Platz belegte und damit nach nur rund einem dreiviertel Jahr Training mit dem Kleinkalibergewehr schon zu den besten Schützen Deutschlands gehört. Im Vergleich zu den Landesmeisterschaften Anfang Juli verbesserte sie sich dabei um fast unglaubliche 40 Ringe auf 558 Ringe.
Neben dem reinen Ergebnis war aber auch eine große persönliche Entwicklung der frisch in Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau befindlichen Cecilia zu sehen. Während sie noch im März bei den Kreismeisterschaften unter Tränen dem Druck ihrer Familie nicht ganz gewachsen schien, war davon nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, Cecilia war mental gefestigt und ging mit dem Selbstvertrauen der Topform in den Wettkampf in München. Bester Beweis war der fremde Schuss, kurz vor Ende des Wettkampfes. Nicht mal dieser brachte sie aus dem Konzept.
Neben dem ganz persönlichen Wachstum der Person, war es auch ein Erfolg für die Personen, die Cecilia in der wöchentlichen Trainingsarbeit begleiten. Auch wenn der Schießsport vorwiegend eine Einzelsportart darstellt, steht hinter jedem guten Schütze mehr oder minder ein Team. Begonnen mit den Eltern, die diesem Sport zunächst mal aufgeschlossen gegenüber stehen und dann in weiterer Folge auch finanziell unterstützen müssen. Im Falle von Cecilia bedeutete das konkret die Anschaffung eines Luftgewehrs, einer eigenen Schießkleidung, ohne die niemand konkurrenzfähig wäre und natürlich auch eines Kleinkaliber Gewehrs. Grob über den Daumen gepeilt dürften das in Cecilias Fall bis dato rund 3.000 EUR gewesen sein. Unterstützung fand Familie Linaschke aber auch hier bereits im SV Neidlingen. Über Jugendleiter Matthias und dessen Firma für Schießsportzubehör gelangte man noch relativ preiswert an die notwendige Ausrüstung. Die Grundlage, damit Cecilia überhaupt in der Disziplin antreten konnte, legte Kurt Braun seines Zeichens Vorstand im SV Neidlingen, als er eines seiner Kleinkalibergewehre zu einem sehr günstigen Preis überlies. Neben der wöchentlichen Trainingsarbeit in Neidlingen und Hattenhofen sind vor allem die Vereinskameraden Markus Gräwe und Lukas Glöckler hervorzuheben. Beide übten seit der Qualifikation Anfang Juli sehr intensiv mit Cecilia die Teildisziplinen kniend und liegend. Genau in diesen beiden Anschlagsarten legte Cecilia die Grundlage für ihren tollen Wettkampf.
Klar, der Schütze muss am Ende des Tages selbst die Zehner schießen, doch am Beispiel von Cecilia ist zu sehen, dass viele Rädchen ineinander greifen müssen.  
Ungewöhnlich in Cecilias Fall ist zudem, dass sie zwischenzeitlich über bis zu fünf Trainier verfügt. Im Normalfall führt diese Vielzahl eher zu Missverständnissen als zu produktiver Trainingsarbeit. Doch da alle Beteiligten uneigennützig das Wohl ihres Schützlings verfolgen und Cecilia mit einer solchen Begeisterung und Motivation alles aufsaugt, funktioniert diese Konstellation außergewöhnlich gut. 
Nach Abschluss der Deutschen Meisterschaften stehen ab Herbst dann wieder die Rundenwettkämpfe für sie auf dem Programm. Nachdem Cecilia zuletzt erstmals die Schallmauer von 390 Ringen geknackt hat, winkt für sie der erste Einsatz in der 1. Luftgewehrmannschaft des SV Hattenhofens. In sofern etwas besonderes da die Mannschaft um Matthias Braun nun in der dritthöchsten Liga des Schießsports an den Start gehen wird. An hochklassigen Herausforderungen wird es also bis zur nächsten Deutschen Meisterschaft 2026 für Cecilia nicht mangeln. 

Für Podestplatzierungen sorgte wiedermal Max Braun und sein Team. Zusammen mit seinen jahrelangen Teamkollegen Colin Fix und Bernd Fränkle war er im Kleinkaliber Dreistellungskampf und im Kleinkaliber Liegend am Start. Dabei führte er sein Team im Dreistellungskampf mit dem besten Ergebnis seines Teams aus dem Vorkampf auf den dritten Platz der Mannschaftswertung. Nach den ersten zwei Teildisziplinen im kniend- und liegend-Anschlag hatte Max nur eine Neun zu verzeichnen und lag mit verhältnismäßig großem Vorsprung in Front. Leider lag er im abschließenden Stehend-Anschlag nicht unter den besten 15 Schützen des Wettbewerbs, sodass er sich am Ende mit dem 5. Platz begnügen musste. Da sich jeweils die besten 8 Schützen des Vorkampfs für das Finale qualifizierten, fiel diese Tatsache jedoch nicht weiter ins Gewicht. Gemeinsam mit Colin zog er somit ins Finale ein. Im Finale wiederum werden jeweils 15 Schuss in den Teildisziplinen kniend und liegend absolviert, bevor anschließend im Optimalfall 15 weitere Schuss im Stehend-Anschlag zu erledigen sind. Jedoch scheidet nach den ersten 40 Schuss der jeweils schlechteste Schütze aus.
Für Max lief es im Kniend- und Liegend-Anschlag gut und er lag zusammen mit Teamkollege Colin auf Podestkurs. Auf Platz drei liegend war für Max jedoch nach dem 43 Schuss Schluss. Aufgrund der erzielten Sieben in jenem 43. Schuss musst er– den dritten Platz vor Augen – die Segel streichen.
Besser machte es Colin. Er erzielte in den letzten fünf entscheidenden Schüssen vier starke Zehner und leistete sich nur eine Acht. Damit krönte er sich direkt hinter Olympiateilnehmer Maximilian Ulbrich zum deutschen Viezemeister. Herzlichen Glückwunsch!
Zwei Tage später waren die drei in gleicher Konstellation auch im Liegendkampf, indem 60 Schuss absolviert werden müssen, aktiv. Hier kürten sie sich zum deutschen Viezemeister im Team und hatten dabei nur 1,5 Ringe Abstand zu zum ausschließlich aus Nationalkaderschützen bestehenden Team von Maximilian Ulbrich, Maximilian Dallinger und David Koenders. Colin musste sich hier in der Einzelwertung mit Rang 31 zufrieden geben, Max rangierte auf einem guten 8. Platz und Bernd holte auch im Einzel den Viezemeistertitel nach Neidlingen. Auch hier herzlichen Glückwunsch!
In der gleichen Disziplin waren auch Markus Gräwe und Lukas Glöckler für ihre anderen Vereine am Start. Markus wurde in einem äußerst dichten Feld starker 16. und Lukas landete auf Platz 48.

Einmal mehr gehen die Deutschen Meisterschaften erfolgreich für den SV Neidlingen zu Ende. Max, Colin und Bernd sorgten dabei weiterhin für Podestplatzierungen und mit Cecilia wächst die Hoffnung auf weitere zukünftige Top-Platzierungen.

Hier die Ergebnisse im Überblick:

Kleinkaliber Dreistellungskampf (3 x 20 Schuss) Jugendklasse weiblich:

30. Platz              Cecilia Linaschke                            SV Neidlingen                  558 Ringe

Kleinkaliber Dreistellungskampf (3 x 20 Schuss) Herrenklasse I:
1. Platz                Maximilian Ulbrich                         Der Bund Allach 465,5 Ringe
2.Platz                 Colin Fix                                            SV Neidlingen                  461,4 Ringe
4. Platz                Max Braun                                       SV Neidlingen                  437,5 Ringe
22. Platz              Bernd Fränkle                                 SV Neidlingen                  (nur Vorkampf)

Kleinkaliber Dreistellungskampf (3 x 20 Schuss) Herrenklasse I – Team:
1. Platz                Der Bund Allach                1762 Ringe
2. Platz                SSG Dynamit Fürth                          1754 Ringe
3. Platz                SV Neidlingen                                 1751 Ringe
                              Max Braun                                       588 Ringe
                              Colin Fix                                            587 Ringe
                              Bernd Fränkle                                  576 Ringe

Kleinkaliber Liegend (60 Schuss) Herrenklasse I:
1. Platz                Max Ohlenburger                           Team Wetterau                628,5 Ringe
2. Platz                Bernd Fränkle                                 SV Neidlingen                  624,9 Ringe
8. Platz                Max Braun                                       SV Neidlingen                  620,7 Ringe
16. Platz              Markus Gräwe                                SV Hattenhofen              618,3 Ringe
31. Platz              Colin Fix                                            SV Neidlingen                  613,8 Ringe
48. Platz              Lukas Glöcker                                 SSV Leipheim                   611,3 Ringe

Kleinkaliber Liegend (60 Schuss) Herrenklasse I – Team:
1. Platz                Der Bund Allach                1860,9 Ringe
2. Platz                SV Neidlingen                                 1859,4 Ringe
                              Max Braun                                       620,7 Ringe
                              Colin Fix                                            613,8 Ringe
                              Bernd Fränkle                                  624,9 Ringe
3. Platz                SV Fenken                                         1855,2 Ringe

Matthias Braun